Ausbildung von Schutzgebietsbetreuer/innen, Exkursion durch das NSG Brachenleite bei TBB

Der NABU-Landesverband Baden-Württemberg bildet Schutzgebietsbetreuerinnen u. –betreuer aus mit dem Ziel Schutzgebiete vor unserer Haustür durch entsprechende Betreuung als Naturparadiese langfristig zu bewahren. 25 Auszubildende aus ganz Baden-Württemberg erfahren in drei Ausbildungsblöcken jeweils an unterschiedlichen Orten von Donnerstag bis Sonntag umfangreiches Wissen über alle naturschutzrelevante Themen. Der zweite Ausbildungsblock fand in TBB statt. Neben der theoretischen war auch eine praxisorientierte Unterrichtung in Form einer Exkursion durch das NSG „Brachenleite bei TBB“ im Programm vorgesehen. In einer fast 3-stündigen Führung erläuterte der Referent Udo Fehringer dem hoch motivierten Zuhörerkreis die Besonderheiten des Taubertals im Allgemeinen wie auch des Naturschutzgebietes bei TBB im Besonderen. So sind gerade auch klimatische Besonderheiten im Taubertal verantwortlich für die außergewöhnliche Artenvielfalt in Fauna und Flora, ganz speziell aber in der Insektenwelt. Bestimmte Tier- und Pflanzenarten in unterschiedlichen Biotopen verlangen auch eine individuelle Pflegeform zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Neben all diesen Besonderheiten kamen natürlich die zahlreichen Hinweise auf allgemeine Gefahrenpotentiale  in einem Schutzgebiet keineswegs zu kurz, denn deren Verhinderung  zählt ja zu den künftigen Aufgaben dieser ausgebildeten Schutzgebietsbetreuer.

 Die rege Beteiligung durch Fragen und Diskussionsbeiträge während der Exkursion vermittelte allen Beteiligten den Eindruck über eine sehr informative und kurzweilige Führung zusammen mit einer äußerst interessierten Gruppe.

Flyer Bläulinge im Taubertal erschienen

Im Zusammenhang mit dem Projekt „Biodiversität von Bläulingen und ihren Ameisenpartnern“ wurde von den Projektmitarbeitern Dr. Matthias Sanetra und Dr. Robert Güsten im Dezember 2014 ein Faltblatt über die Bläulinge im Taubertal erstellt.  Dieses enthält eine Reihe von Fotos und allgemein verständliche Texte, um naturinteressierte Menschen in der Region über die bedrohten Bläulinge und ihre Besonderheiten zu informieren. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Vermittlung von Wissen über die faszinierenden Beziehungen der Bläulingsraupen zu Ameisen.

Flyer Link.

Teilinformation über das wissenschaftliche Projekt Bläulinge im Main Tauber Kreis

Der erste Teil dieses wissenschaftlichen Projektes wurde im Jahr 2013 erarbeitet und ist erschienen mit dem Titel:

Biodiversität von Bläulingen und ihren Ameisenpartnern

Zwischenbericht für das 1. Projektjahr (2013)      mehr….

Nun liegt ein weiterer Zwischenbericht vor und kann hier gelesen werden:

Zwischenbericht für das 2. Projektjahr (2014)      hier mehr…

Abschlussbericht für das 3. Projektjahr (2015)     abschließend mehr

 

Ein natürliches Zusammenspiel sichert das Überleben des Kreuzenzian-Ameisenbläulings

Das zahlreiche Vorkommen des Kreuzenzians Gentiana cruciata  auf dem ehemaligen Standortübungsplatz in Tauberbischofsheim ist schon eine außergewöhnliche Besonderheit im Taubertal. Es ist das mit Abstand größte Vorkommen dieser gefährdeten Pflanzenart in Baden-Württemberg außerhalb der Schwäbischen Alb. So beurteilen wissenschaftliche Mitarbeiter des Staatlichen Museums für Naturkunde in Karlsruhe die Situation auf diesen ökologisch hochwertigen Flächen im geplanten Naturschutzgebiet.

 In direkter Abhängigkeit vom Kreuzenzian steht das Vorkommen des ebenfalls gefährdeten Kreuzenzian- Ameisen- Bläulings, Maculinea rebeli. Die Raupen dieses Falters ernähren sich ausschließlich von dieser Pflanze. Die gegenseitige Abhängigkeit ist aber nicht allein verantwortlich für den sicheren Fortbestand dieser Bläulings- Art. Ein weiterer Partner, eine Wirtsameise aus der Gattung Myrmica ist unbedingt notwendig für den Entwicklungszyklus dieses Bläulings. Die Wirtsameisen beanspruchen wiederum äußerst magere, lückige Böden und eine schonende Art der Landschaftspflege.  All diese Faktoren im Einzelnen wie auch im komplexen, empfindlichen Zusammenspiel entscheiden über den Fortbestand dieses Falters.

Nur wer diese Zusammenhänge erkennt und begriffen hat, versteht die absolute Notwendigkeit, die künftige Landschaftspflege, so wie sie jahrzehntelang erfolgt ist, durch die Natur schonende Schafbeweidung fortzusetzen.

Zum allgemeinen besseren Verständnis erläutert Dipl. Biologe Dr. Matthias Sanetra, wissenschaftlicher Mitarbeiter dieses Projektes, am Beispiel zweier im Gebiet vorkommender Bläulingsarten dieses interessante und  überlebenswichtige Zusammenspiel.

(s. Bericht  unter Fauna, speziell bei Schmetterlingen)

 

Lichtfang auf dem gepl. NSG “Brachenleite bei TBB

 

 

Wissenschaftler bestätigen Artenvielfalt

Tauberbischofsheim.   Eine hochkarätige Gruppe von Spezialisten für Schmetterlinge des Staatl. Museums für Naturkunde Karlsruhe verweilte ein Wochenende  lang auf dem geplanten Naturschutzgebiet (NSG) „Brachenleite bei TBB”  und widmete sich dabei besonders den Nachtfaltern, eine Schmetterlingsgruppe, die bisher auf dieser Fläche nicht gezielt untersucht und erfasst wurde. Die Ergebnisse dieser Erfassung fließen in die Landesdatenbank Schmetterlinge Baden-Württembergs (LDS-BW) ein,die beim Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe geführt und verwaltet wird.

 Monika Becker, Vorsitzende der NABU-Gruppe TBB, freute sich zusammen mit Udo Fehringer, diese Spezialisten, allen voran Dr. Robert Trusch, Kurator der Abteilung Entomologie, zusammen mit seinem Vorgänger Günter Ebert, Verfasser des Grundlagenwerks, „Die Schmetterlinge von Baden-Württemberg“, ferner Dr. Matthias Sanetra, Dr. Robert Güsten, Axel Steiner, Michael Schlemm und H. Hofseß begrüßen zu dürfen. Auch Stephan Hielscher in Vertretung der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt TBB sowie Marlies Jütte und Erna Wenz galt der Willkommensgruß.

 Zunächst aber war das Interesse auf das Gebiet selbst gerichtet. Auf einem ersten Rundgang zeigte man sich beeindruckt von der Struktur dieser Hochfläche mit unterschiedlichen Biotoptypen. Auf der offenen Fläche, wie aber auch entlang der wertvollen Waldsäume, entdeckte man bereits zahlreiche Tagfalter und Schmetterlingsraupen. Das besondere Interesse galt natürlich den großen Beständen des Kreuzenzians. Hier konnte man sich davon überzeugen, dass der Kreuzenzian-Ameisenbläuling bereits seine Eier dort abgelegt hatte.

Ein auf drei Jahre ausgelegtes wissenschaftliche Projekt über das komplexe biologische System Bläuling-Pflanze-Ameise ist bereits gestartet. Die Untersuchungen werden von den beiden Dipl.- Biologen  Dr. Matthias Sanetra und Dr. Robert Güsten durchgeführt. Hierbei wird die Fläche des geplanten NSG „Brachenleite bei TBB” eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Mehr darüber werden wir später berichten. –

Drei verschiedene Standorte für den Lichtfang konnten noch bei Tageslicht festgelegt werden. Relativ schnell waren die Lichtfänge aufgestellt. Die Stromversorgung für dieses Kunstlicht wurde durch kleine Stromaggregate sichergestellt. Weise Tücher wurden auf dem Boden rund um die Lichtquelle ausgelegt. Bei einsetzender Dunkelheit waren diese relativ hellen Lichtquellen weithin zu sehen. Genau dies war beabsichtigt, und so konnten die ersten anfliegenden Nachtfalter schnell entdeckt werden. Die meisten Exemplare konnten von den Experten auf Anhieb bestimmt und aufgelistet werden. Bei schwieriger Bestimmung wurden die Falter in einem durchsichtigen Röhrchen für kurze Zeit festgehalten. Nach der eindeutigen Bestimmung wurden sie wieder in die Freiheit entlassen. Die Auswertung dieses mehrere Stunden dauernden Lichtfangs muss noch erfolgen. Ein vorläufiges Ergebnis von über 100 Arten ist sehr beachtlich und übertraf die Erwartungen aller Beteiligten, zumal diese Aktion nur einmal durchgeführt wurde und dabei die Ausgangspositionen hinsichtlich Wärme und Lichtverhältnisse (störendes Mondlicht) nicht optimal gewesen sind.

 

Neugierig, aber auch mit Freude, erwarten Akteure und interessierte Zuschauer den Anflug seltener und geschützter  Nachtfalter an der künstlichen Lichtquelle. Von links neben dem Lichtfang Dr. Robert Trusch, Dr. Robert Güsten, Dr. Matthias Sanetra, Monika Becker, Udo Fehringer, Hartmut Becker, im Vordergrund kniend Michael Schlemm.

                                                                                     Bild: Markus Gurrath

 

Wissenschaft interessiert sich für diese Region

Es ist längst bekannt, dass das Taubertal eine besondere Bedeutung gerade für die Insektenwelt und im Besonderen für die Schmetterlinge hat. Und diese Wertschätzung begann nicht erst mit dem Modellprojekt „Pflege der Trockenhänge im Taubertal“ vor ca. 24 Jahren.

 Der Artikel “Information über ein Wissenschaftliches Projekt durch das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe” bestätigt diese Aussage.

 Die Ankündigung einer Exkursion mehrerer Wissenschaftler auf dem ehemaligen Standortübungsplatz in Tauberbischofsheim auch in diesem Jahr belegt nicht nur das große Interesse sondern auch die besondere Bedeutung an dem geplanten Naturschutzgebiet „Brachenleite bei Tauberbischofsheim“.

Information über ein wissenschaftliches Projekt im MTK

Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe Erbprinzenstr. 13 – D-76133 Karlsruhe

Bio- und geowissenschaftliches Forschungsinstitut

Das Taubertal im Allgemeinen und der Raum um Tauberbischofsheim im Speziellen zeichnen sich durch eine hohe Biodiversität wärmeliebender Insekten aus. Zum Schutz dieser Artenvielfalt wird im April 2013 von unserem Hause das auf drei Jahre angelegte wissenschaftliche Projekt „Biodiversität von Bläulingen und ihren Ameisenpartnern“ gestartet, das von der Stiftung Naturschutzfonds des Landes Baden-Württemberg gefördert wird.

In dem Projekt wird es darum gehen, das enge Zusammenspiel bei den mit Ameisen vergesellschafteten (myrmekophilen) Bläulingen mit ihren Wirtspflanzen intensiv zu untersuchen. Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist es, zum Schutz dieser sensiblen Bläulingsarten das Wissen über ihr Vorkommen, ihre Futterpflanzen und Ameisenpartner in der Region auf den neuesten Stand zu bringen. Präzise Kenntnisse der regionalen Lebensgewohnheiten der Tiere sind die Voraussetzung, um Konzepte für einen effektiven Schutz dieser Arten zu erarbeiten. Die Untersuchungen in diesem Projekt wird Dipl. Biologe Dr. Matthias Sanetra durchführen. Antragsteller für das Projekt ist das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe (SMNK) und es steht in Kooperation mit dem Artenschutzprogramm der LUBW – Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg. Projektpartner sind der Kommunale Landschaftspflegeverband Main-Tauber e.V. sowie die NABU-Ortsgruppen Külsheim, Lauda-Königshofen und Tauberbischofsheim.

 Das verhältnismäßig große Vorkommen speziell des Kreuzenzians auf dem ehemaligen Standortübungsplatz in Tauberbischofsheim steht im direkten Zusammenhang mit Vorkommen des stark gefährdeten Kreuzenzian-Ameisenbläulings (Maculinea rebeli). Ich beabsichtige 2013 zusammen mit weiteren Mitarbeitern, diese hoch interessante Fläche an einzelnen Tagen zu besichtigen. Bei geeigneter Wetterlage ist dort das nächtliche Anlocken von Faltern durch Licht vorgesehen, um gerade das bisher nicht speziell untersuchte Vorkommen von Nachtfaltern zu dokumentieren. Auch diese Untersuchung erfolgt in Absprache mit der höheren Naturschutzbehörde in Stuttgart und der unteren Naturschutzbehörde beim LRA in Tauberbischofsheim und dient der wissenschaftlichen Kartierung von Lepidoptera für die Landesdatenbank Schmetterlinge Baden-Württembergs, die am SMNK betreut wird. – Die betroffenen örtlichen Jäger werden unterrichtet, damit diese Handlung bei Dunkelheit mit Kunstlicht nicht für Irritationen sorgt.

Robert Trusch

Dr. Robert Trusch, Kurator Lepidoptera, Abt. Biowissenschaften, Ref. Entomologie, Staatliches Museum für Naturkunde

Winterzeit

Das Winterkleid verleiht unserer schönen Landschaft immer wieder etwas Zauberhaftes. So bringen Eis und Schnee oft bestaunenswerte Kunstwerke hervor. Kinder, aber auch Erwachsene lassen sich damit auf unterschiedlichste Weise begeistern. So gesehen bringt der Winter für viele Menschen eine willkommene Abwechslung innerhalb eines Jahresablaufs.

Aus der Sicht bestimmter Tierarten sieht dies mancherorts ganz anders aus. Hohe Schneelagen und tiefe Temperaturen können die Verfügbarkeit von natürlichen Nahrungsquellen stark einschränken. Grundsätzlich hat die Natur für diese nahrungsarme Jahreszeit Früchte wie Hagebutten, Schlehen sowie Beeren vom Hartriegel, Liguster usw. aber auch verschiedene Sämereien im Angebot. Entscheidend ist aber immer, dass der Mensch dieses Nahrungsangebot an entsprechender Stelle duldet. In Schutzgebieten ist dies gewährleistet, wie das Bild anschaulich vermittelt.

Das Nahrungsangebot ist aber nur ein Teil des notwendigen Lebensraumes. Beides muss vorhanden sein. Auch Totholz  spielt hierbei eine große Rolle. Aus Gedankenlosigkeit aber auch aus Unkenntnis beseitigen oft viele Menschen all das, was nicht dem vermeintlichen eigenen Nutzen  dient.

In ausgewiesenen Schutzgebieten müssen hohle Bäume z.B. als Winterquartiere für Fledermäuse erhalten bleiben. Aber auch die unterschiedlichsten Insektenarten und viele weitere Arten profitieren von solchen speziellen Lebensräumen über das ganze Jahr.

Erkennen wir beim Betrachten der beiden Bilder nicht auch etwas Romantisches ja vielleicht auch etwas Märchenhaftes, was uns in unserer Phantasie an unsere Kindheit erinnert? Gestehen wir uns doch ein, dass solche Bilder in unberührter, freier Natur neben dem hohen Nutzen für die Tier- und Pflanzenwelt auch unser Auge wirklich erfreuen kann.

 

 

 

 

Stengellose Kratzdistel (Cirsium acaule)

Im südwestlichen Teil auf einer sehr artenreichen Kalkmagerwiese blüht zur Zeit noch die Stengellose Kratzdistel. Dieser Hemikryptophyt bevorzugt warme, mäßig trockene, meist kalkhaltige, mäßig nährstoffreiche und oft steinige Ton- oder Lehmböden. Sie ist eine tiefwurzelnde Lichtpflanze und wird nicht verbissen wodurch sie durch Beweidung gefördert wird.

Die Art ist in den Kalkgebieten Baden-Württemberg zerstreut bis selten und nirgends mehr häufig. Insbesondere der Rückgang der Schafbeweidung und die Umwandlung von Magerwiesen in Grünland hat sich negativ auf ihr Vorkommen ausgewirkt. In höherwüchsiger Vegetation verschwindet die Art allmählich.

Standort:

Artenreiche Magerwiese im südwestlichen Teil. Dort befindet sich auch ein großes Vorkommen des Fransenenzians (Im Bild als blaue Tupfer zu erkennen).

 

 

Obsttag für Hornissen

Hornissen sind überwiegend Insektenjäger, verschmähen jedoch zwischendurch keineswegs auch  reifes Obst. Ein großes Hornissenvolk kann an einem Tag bis zu einem halben Kilo für den Menschen oft lästige Insekten an seine Brut verfüttern. Das entspricht dem Tagesbedarf von fünf bis sechs Meisenfamilien! Stellt man das geringe Gewicht der Beutetiere, wie Fliegen, Bremsen, Spinnen, Raupen oder auch Wespen, in Rechnung, gelangt man zu ungeheuren Individuenzahlen. Hornissen fangen nur lebende Beutetiere und gehen keinesfalls an Aas! Nachts fangen Hornissen viele dämmerungs- und nachtaktive Insekten, denen sonst, außer Fledermäusen, zu diesen späten Stunden kaum noch sonstige Insektenjäger nachstellen.

Hornissen sind friedfertige Tiere, die nicht grundlos angreifen. Am liebsten bauen Hornissen ihr Nest in hohle Bäume. Gerade in den Höhlen der alten Obstbäume auf dem ehemaligen StöÜbPl.  haben diese besonders geschützten Tierarten Quartier bezogen. Sie teilen also diesen speziellen Lebensraum mit Kohl- und Blaumeise, mit verschiedenen Spechtarten, mit dem Wendehals, mit dem Star, mit unterschiedlichen Fledermausarten, um nur die wichtigsten Höhlenbewohner zu nennen.